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Cassiar Highway

Kanada zum zweiten! Diesmal allerdings von Norden nach Süden. Wir fahren auf den berühmten Cassiar- und Yellowhead Highway, machen Bekanntschaft mit gleichgesinnten und lernen das Land nochmals von einer ganz neuen Seite kennen.


Juhu, zurück in Kanada! Ein wenig fühlt es sich wie nach Hause kommen an, obwohl uns das Land mit Schneegestöber und holprigen Strassen eher ruppig willkommen heisst. Mit Wollmütze und Decke über den Beinen geht es durch die verschneite Landschaft nach Dawson City, einer ehemaligen Goldgräberstadt, die von ihrem Wildwest-Feeling trotz des Tourismus kein wenig eingebüsst hat. Farbige Holzfassaden, keine geteerten Strassen und jede Menge Hippies. Die einstige Goldgräberhochburg scheint zur Aussteigerstadt geworden zu sein. Nach einem Rundgang setzen wir uns in ein warmes Café, schauen dem Treiben auf der Strasse zu, wärmen unsere Hände an den heissen Tassen und schmieden uns einen Plan für die nächsten Tage.

Der Tombstone National Park liegt einige Stunden entfernt von Dawson City und bietet nebst phänomenaler Landschaft auch ein gutes Netz von Wanderwegen. Wir übernachten am Rande des Nationalparks, damit wir am nächsten Tag trotz dreistündiger Fahrt ins Innere des Parks noch eine längere Wanderung unternehmen können. Es sollte sich als eine der kältesten Nächte seit Beginn unserer Reise herausstellen. Mit Daunenjacke, langen Unterhosen, Wollsocken und Mütze in unsere Schlafsäcke eingemummt war es gerade noch so auszuhalten, leider hat das Glasfläschchen mit dem Gold, dass wir in Alaska gesammelt hatten, die Nacht nicht überlebt, das Wasser darin gefror und sprengte schliesslich unser kleines Souvenir. Als müsste uns Mutter Natur für unser Durchhaltevermögen belohnen, zeigte sich uns der Tombstone Park dafür von seiner wohl schönsten Seite. Die Wolken, welche am Vortag noch Schnee über die Landschaft brachten, wichen einem stahlblauen Himmel, der Wald war in ein tiefes, herbstliches Gelb getaucht und die Berggipfel waren allesamt mit einem Hauch von Schnee bedeckt. Was für ein Anblick!

Die holprige Strasse forderte allerdings auch ihren Tribut. Auf dem Weg ins Innere des Parks muss sich durch die ständigen Vibrationen eine Schraube gelöst haben und so verloren wir, ohne etwas davon zu merken, unseren Türgriff. Zum Glück lässt sich unsere Schiebetüre auch relativ gut von innen öffnen und so nehmen wir den Verlust mit Humor und gehen erst mal Wandern. Wir stapfen durch den Schnee, umgeben von Sträuchern und schauen in ein schier endloses und Menschenleeres Tal hinunter. Am Gipfel angekommen gönnen wir uns erst einmal eine heisse Tasse Tee und geniessen die Sonne bei phänomenaler Aussicht.

Durch die Bewegung und viel Tee aufgewärmt, geht es weiter Richtung Whitehorse. Zwar würden wir gerne noch eine Nacht bleiben aber die Temperaturen lassen es kaum zu. Zudem müssen wir dringend wieder mal unter die Dusche und unsere Kleider waschen. Die Aussicht geniessend fahren wir aus dem Nationalpark und was begegnet uns einsam und verlassen auf der Strasse? Unser Türgriff! Völlig verschlammt und mit einigen Dellen sammeln wir das gute Stück ein und montieren es auf einem Campingplatz vor Whitehorse, auf dem wir für die Nacht bleiben.

In Whitehorse angekommen erledigen wir Dinge wie Waschen, Duschen, Einkaufen und kurze Ausflüge ins Internet um sich bei Freunden und Familie zu melden. Sachen die wir, wie die meisten Reisenden, nur alle paar Tage machen können. Nicht aufregend aber man lernt es mit der Zeit dennoch schätzen.

Was allerdings ein wenig aufregend war, war das „Blinde Date“, welches wir am darauffolgenden Tag geplant hatten. Durch einen gemeinsamen Freund in Kontakt gekommen, haben wir Cinzia und Thomas, aka @sliding las americanas, schon seit einiger Zeit auf Instagram verfolgt. Da sich herausstellte, dass wir eine sehr ähnliche Reiseroute haben und unsere Wege sich in Whitehorse kreuzten, verabredeten wir uns spontan zum Kaffee. Ein wenig nervös machten wir uns am Sonntagmorgen auf zum Treffpunkt und warteten, jedes Mal die Köpfe drehend, wenn die Tür aufging, an unserem Tischchen. Mit einem Gefühl, als währen wir wieder in unsere Jugendjahre katapultiert worden begrüssen wir die beiden mit recht angespannt. Wir bestellen Kaffee und Scones und plaudern über unsere Reisepläne. Die Stimmung lockert sich ziemlich schnell und schon bald ist klar, dass wir wohl gemeinsam zum nächsten Campingplatz fahren werden, obwohl ich (Mattia) mich im Nachhinein nicht erinnern kann, dass dies jemals konkret ausgesprochen wurde. So tuckern wir gemütlich dem über 40-jährigen Ford Wohnmobil hinterher und sind froh zu sehen, dass wir nicht die einzigen sind, die bei der kleinsten Steigung nicht schneller als 50 km/h fahren können.

Nach einer Weile erreichen wir den Cassiar Highway, der uns auf dem ja bereits bekannten Alaska Highway kreuzt. Schnell noch tanken, bevor es auf den doch relativ einsamen Highway geht, denken wir uns und so halten wir an der nächsten Tankstelle. Die, die unsere Blogbeiträge regelmässig lesen, wissen welches Thema sich wie ein roter Faden durch unsere Geschichte zieht und an dieser, scheinbar unspektakulären Stelle einfach kommen muss. Genau, Melvan startet wieder nicht!

Beinahe weinend vor Verzweiflung und dennoch bemüht, uns die Anspannung vor unseren zwei Mitreisenden nicht anmerken zu lassen, versuchen wir das übliche: warten. Als zwei Stunden verstrichen sind und Melvan immer noch kein Laut von sich gibt, schicken wir die Cinzia und Thomas weiter auf den Campingplatz, sie sollen nicht mehr mit uns rechnen. Traurig über den frühzeitigen Abschied und entnervt von Melvans Eskapaden krieche ich (Mattia) noch ein letztes Mal unter unser Auto um die Kabel am Starter zu checken, als ein Strassenarbeiter in seinem Pickup neben uns hält und uns fragt, ob wir Probleme mit unserem Auto hätten. Nach kurzer Schilderung meint er, ein paar Hammerschläge auf den Starter würden manchmal funktionieren.


Wir kennen den Trick bereits aus dem Internet und haben es heute auch schon, aus Mangel eines Hammers, mit Besenstiel und einer Spraydose probiert, was unsere Erwartungen flach halten lässt, aber da ich schon unter dem Auto liege und er mir einen massiven, schweren Schraubenschlüssel hinhält, denn auch er hat keinen Hammer, versuchen wir es mehr aus Anstand als aus Hoffnung nochmals. So betätigt Livia zum X-ten mal die Zündung, ich hämmere auf unseren Starter ein und tatsächlich, es funktioniert! Selbst ein wenig verblüfft und wohl auch verwundert durch unsere Freudenschreie überlässt uns der Strassenarbeiter seinen Schraubenschlüssel und wir düsen Cinzia und Thomas so schnell wie möglich nach.

Es geht weiter auf dem Cassiar Highway. Die schmale, gewundene Strasse schlängelt sich zwischen immer höher werdenden Bergen hindurch in Richtung Meer. Nach zwei Tagen Fahrt erreichen wir schliesslich die Küste und, wer hätte das gedacht, überqueren nochmals die Grenze zu den USA! Der Salmon Glacier, welchen wir anschauen möchten, liegt nämlich als eine Enklave auf Boden, der zu Alaska gehört. Wir überqueren also zu viert in unserem Melvan, das andere Auto haben wir der Umwelt zu liebe auf dem Campingplatz stehen gelassen, die unbewachte, amerikanische Grenze (wieso hier keine Mauer, Mr. Trump?) und wackeln fast zwei Stunden lang die holprige Schotterstrasse hinauf und begegnen unterwegs noch einem Baby-Bären, der etwas erschrocken das Weite Sucht, als wir um die Ecke biegen. Belohnt werden wir mit einem atemberaubenden Blick auf eine weitläufige Gletscherlandschaft. Unzählige Spalten durchziehen das Eis, dass sich die letzten Jahrtausende den Weg ins Tal gesucht hat. Ein Naturspektakel, welches wir in dieser Grössenordnung noch nie gesehen haben.

Im Tal angekommen, machen wir noch an einem Fluss halt, welche die Lachse hinaufwandern und der wohl ein beliebter Angelplatz für vielen Bären zu sein scheint, zumindest zeugen die angeknabberten Lachse am Strassenrand davon. Wirklich ein kleines Stück Alaska! Auf dem Rückweg müssen wir dann tatsächlich noch den kanadischen Zoll passieren, obwohl es weder zu Luft, Land oder See möglich ist, die Enklave zu erreichen, ohne vorher auf kanadischem Boden gewesen zu sein. Der Zollbeamte scheint seinen Beruf dennoch sehr ernst zu nehmen und stellt uns alle möglichen Fragen, lässt uns dann aber glücklicherweise passieren. Wieder in Kanada angekommen, erwartet uns das heimelige Städtchen Stewadt. Die Wetterlage hat sich seit unserem Aufenthalt im Tombstone Nationalpark um 180 Grad gedreht und so hocken wir nun wieder mit kurzen Hosen, T-Shirt und eiscremeessend in einem Park und lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Das Leben meint es gut mit uns.

Mit Cinzia und Thomas verstehen wir uns prächtig. Wir scheinen eindeutig alle auf der selben Wellenlänge zu sein. Allgemein macht uns das Reisen zu viert sehr viel Spass. Holz ist schneller zusammengesucht und in feuerstellengerechte Stücke zerteilt, der Abwasch schneller erledigt und wir essen (vor allem dank Cinzia) jeden Abend wie die Götter. Das Wetter verwöhnt uns weiterhin und so unternehmen wir weitläufige SUP- und Wandertouren. Die Nächte verbringen wir am Lagerfeuer und tauschen unsere Reiseerfahrungen, Wünsche und Ziele aus.

Als wir alle mit vollen Bäuchen und müden Liedern eines Nachts vor unserem Lagerfeuer sitzen, das langsam auszugehen droht, und eigentlich schon ins Bett wollen, bemerken wir einen hellen Streifen am Horizont. Erst tun wir es als Wolke ab, als der Streifen dann aber immer länger wird und immer intensiver anfängt zu leuchten, wird es uns schlagartig bewusst. NORDLICHTER! Niemand von uns hätte auch nur im Traum daran gedacht, dass wir so weit südlich und mitten im Sommer Zeuge dieses Phänomens werden! So sitzen wir alle staunend noch eine ganze weile vor dem sich ständig verändernden Lichtspektakel, bevor wir völlig überwältigt zu Bett gehen. Eingekuschelt in unsere Decken in den Himmel starrend sollten wir dieses Glück auch noch die folgenden zwei Nächte haben. Ein Wahnsinns Erlebnis! Uns verwundert es kaum mehr, dass die Ureinwohner diesen Lichtern einst kosmische Kräfte zugeschrieben haben, denn auch uns wird bei diesem Anblick bewusst, wie klein und vergänglich wir im Universum sind.

Und wie aus einem Blinde Date neun Tage gemeinsames Reisen wurden, so wurde aus einer flüchtigen Bekanntschaft Freundschaft. Umso schwerer fällt uns der Abschied, als sich unsere Wege trennen. Nach einer innigen Umarmung schenken uns die beiden sogar noch ihre Canada-Teetassen, die wir einige Tage zuvor neidisch kommentierten, und den dazugehörigen „Dirty Chai“, ein koffeinhaltiger Chai Latte, der praktisch jeden Abend daraus getrunken wurde. Traurig und ein wenig erstaunt darüber, wie schnell uns die zwei ans Herz gewachsen sind, machen wir uns auf den Weg nach Prince Rupert, wo wir in zwei Tagen die Fähre nach Vancouver Island erwischen müssen.

Die Schifffahrt von Price Rupert nach Port Hardy, dem nördlichsten Hafen von Vancouver Island dauert 16 Stunden wobei wir schon zwei Stunden vorher, dass heisst um 5:30 Uhr am Check-In stehen mussten. Es hat die ganze Nacht geregnet, weshalb wir beide relativ unruhig geschlafen haben. Etwas nervös reihen wir uns in die uns zugewiesene Schlange ein und stellen den Motor ab. Es ist die vergangene Woche immer wieder mal vorgekommen, dass unser lieber Melvan nicht mehr anspringen wollte, mit dem Schraubenschlüssel, den wir geschenkt bekommen haben, und einem mittlerweile sehr gezielten Schlag auf den Starter, haben wir das Problem bis jetzt aber immer in den Griff bekommen.

Natürlich war das immer Mitten in der Natur oder auf einem Campingplatz, nie auf einem rollfeldgrossen Parkplatz auf einem Fährenterminal. Und so kam es, wie es kommen musste. Unser lieber Freund und Weggefährte streikte wieder, als sich die Kolonne in Bewegung setzte. Ich (Mattia) lege mich also morgens um halb sechs mit meinem Schraubenschlüssel bewaffnet auf den regennassen Boden, krieche vor den Augen aller Schiffspassagiere unters Auto und fange an zu hämmern. Ich gebe zu, dass auch mir sich die Komik in dieser Situation nicht ganz verschliesst, zum Zeitpunkt des Geschehens war mir allerdings nicht zum Lachen zumute (wer mich kennt, weiss, dass ich frühestens ab 9:00 Uhr lache). Nach getaner Arbeit gehen wir dann schliesslich an Bord und sichern uns einen Sitzplatz gleich am Fenster. Die „inside passage“ auf der die Fährschiffe verkehren, führt durch das Inselsystem von Westkanada. Die Mehrheit davon ist unbewohnt und so staunen wir nicht schlecht, als wir an Regenwäldern und unberührter Natur vorbeifahren. Sogar einige Buckelwale und Delfine bekommen wir zu Gesicht!

Dennoch fängt die lange Reise langsam an, an unseren Nerven zu zehren und so sind wir heilfroh, dass wir abends um 23:30 Uhr die Fähre endlich verlassen können, was uns jedoch auch gleich mit dem nächsten Problem konfrontiert. Wo schlafen wir? Erstens sind die Scheinwerfer von Melvan nicht gerade hell, weshalb wir generell nicht längere Strecken im Dunkeln fahren. Zweitens ist es schon spät und die meisten Campingplätze um diese Zeit schon relativ voll. Wer streben also einen Parkplatz an, der ganz in der Nähe ist und schlafen, trotz heller Strassenbeleuchtung, gleich ein.

Am nächsten Tag geht es einigermassen ausgeschlafen weiter Richtung Süden. Wir wollen die Insel erkunden. Schnell stellen wir fest, dass es mit der Einsamkeit nun ein Ende hat. Nach Alaska und Yukon kommt uns Vancouver Island vor wie eine einzige, riesige Stadt. Die Highways sind doppelspurig, gesäumt von Werbeplakaten und die Besiedlung wird merklich dichter. Und auch wenn die Holzindustrie dem Landschaftsbild sicher keinen Gefallen getan hat, so können wir der Insel dennoch einiges an Schönheit abgewinnen. Wir fahren nach Tofino, das als Surfspot mittlerweile Weltruhm erlangt hat. Mitten im Pacivic Rim National Park liegt dieses beschauliche Dörfchen, dass vor Leben nur so strotzt. Klar, auch hier hat der Tourismus Einzug gehalten und viele Geschäfte scheinen darauf angewiesen zu sein, dennoch fällt uns auf, dass die grossen Fastfood- und Supermarkt-Ketten nicht vertreten sind. Auf dem Wochenmarkt werden nebst lokalem Gemüse auch handgemachte, lokale Kunst angeboten. Der Bummel wird von Live-Musik begleitet und die Atmosphäre ist mehr als entspannt. Wir schlendern durch die Strassen, schauen gespannt den Surfern im Meer zu und beobachten das bunte Treiben von einem Café aus. Uns gefällt es hier sehr, wir wollen aber auch noch mehr von der Insel sehen und so kehren wir Tofino, auch wegen der unglaublich hohen Preise für Campingplätze (50CAD!) nach einem Tag den Rücken.

Weiter geht es in den Südwesten der Insel. Scheinbar mit riesig viel Glück fahren wir bei Sonnenschein der Küstenstrasse entlang, denn meistens ist es dort neblig und eher regnerisch. Kein Wunder finden sich die grössten und ältesten Bäume an dieser Küste und die sind schliesslich auch der Grund, weshalb wir hierhergekommen sind. Nach einer Übernachtung direkt am Meer fahren wir zum Avatar Grove, einem Waldstück, indem sich die Giganten befinden sollen. Die Schotterstrasse dorthin erinnert uns an die Zeiten in Alaska und so verwundert es uns nicht, dass nur wenige Autos auf dem Parkplatz stehen, der sich am Anfang der Wanderung befindet. Nach wenigen Minuten begegnen wir schon dem ersten, gigantischen Baum. Und auch wenn sich unsere Botanik-Kenntnisse in Grenzen halten, so wissen wir doch, dass vor uns ein Meisterwerk der Natur steht. Scheinbar unendlich hochsteigt der massive, gewundene Stamm in den Himmel und verdrängt mit seinem überdimensionalen Blätterdach seine Nebenbuhler. Völlig fasziniert treffen wir auf unserer Wanderung durch den Wald noch einige dieser Giganten. Um die Bäume zu fotografieren, mussten wir die Panoramafunktion unseres IPhones für eine vertikale Aufnahme missbrauchen, denn diese auf eine normale Aufnahme zu bringen war ein Ding der Unmöglichkeit.

Auch wenn es anfangs Spass gemacht hat, so haben wir langsam genug von Schotterstrassen. Das ewige rumgerüttle zehrt an unseren Nerven und schliesslich ist Melvan ja auch kein Offroader, auch wenn wir teilweise erstaunt sind, mit welcher Leichtigkeit der alte Karren die Strassen entlangsaust, die bei uns bestenfalls als Forstwege durchgehen würden.

Wir verzichten darauf in noch weniger besiedelte Gebiete vorzudringen, auch wenn das ursprünglich unser Plan war, und entschliessen uns als Kontrastprogramm die Hauptstadt von British Columbia zu besichtigen. In Victoria fällt uns, anders als bei vielen Städten, in denen wir bereits waren, sofort der europäische Einfluss auf. Fast könnte man meinen in London gelandet zu sein. Gepflasterte Strassen, Backsteingebäude, die viktorianische Bauart, ein prachtvolles Parlamentsgebäude, überall nette Cafés und hippe Geschäfte. Wir schlendern durch die Altstadt und Chinatown und kommen uns, ungeduscht und mit rauchigen Klamotten, plötzlich ein wenig fehl am Platz vor. Uns ist’s egal und irgendwie fühlt es sich auch schön an sich in einer Stadt fehl am Platz zu fühlen, ein neues Gefühl ist es allemal. Unsere Zeit auf der Insel neigt sich dem Ende zu. In wenigen Tagen treffen wir Lars, einen guten Freund aus der Schweiz, in Seattle. Bis dahin müssen wir noch unseren Melvan zur Reparatur gebracht haben, denn auch wenn es mit unserer Klopf-Taktik gut funktioniert und wir inzwischen erstaunlich schnell sind, ein Dauerzustand soll das nicht werden.

Wir verschiffen also erneut, diesmal nach Vancouver und besuchen dort unseren absoluten Lieblings-Mechaniker, John. Der etwas bullige, aber erstaunlich liebenswürdige und geschwätzige VW Spezialist schraubt seit geraumer Zeit nur noch an Vanagons (bei uns T3) herum und kennt sich mit dessen Macken sehr gut aus. Schnell baut er uns ein Relais ein, das unserm Melvan beim Starten ein wenig mehr Power geben soll. Funktioniert natürlich auch und nach bezahlter Rechnung, die massiv günstiger ausfällt als alles, was wir bis jetzt investiert haben, geht es, wieder mal etwas nervös Richtung Grenze. Und so kommt es, wie es kommen musste, denn was wäre die USA ohne unfreundliche Zollbeamte und übertriebene Grenzkontrollen? Da dieser Blogbeitrag aber der Westküste von Kanada gewidmet ist, müsst ihr euch wohl oder übel wieder einmal gedulden. Ich weiss, nicht fair, aber das sind die Zollbeamte auch nicht.

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