Ziemlich alles, was Kanada auszeichnet, lässt sich in den Nationalparks finden. So ist es nicht verwunderlich, dass es uns auf unserer Reise durch die berühmtesten Landstriche Kanadas zieht.
Vor ein paar Tagen haben wir uns mit Betti und Lars in Nelson getroffen, um zusammen Kanada zu erkunden. Nach einem kleinen grossen Umweg wegen des schlechten Wetters (siehe Beitrag «von Nelson nach Golden») haben wir es nun endlich in die Nationalparks geschafft. Wir machen unseren Eintritt über den Yoho National Park und kaufen uns dort, weil wir auf dem Rückweg vermutlich nochmals vorbeischauen werden, den Jahrespass für schlappe 136 $. Danach geht es, auf dem Weg nach Banff, erst mal zum weltberühmten Lake Luise. Einmal die Abzweigung genommen merken wir schnell, dass weltberühmt leider auch massenhaft Touristen bedeutet. Eine Blechlawine kämpft sich den Berg hoch, alle auf der Suche nach einem freien Parkplatz. So auch wir. Es dauert ein Weilchen bis wir talwärts eine Lücke gefunden haben, danach geht’s zu Fuss wieder nach oben. Am See angekommen offenbart sich uns ein azurblauer See und Berge mit weissen Gipfeln im Hintergrund. Der Anblick wird leider nach wenigen Sekunden von den massenhaft umher rennenden Selfie-Touristen getrübt, weshalb wir uns entscheiden, etwas um den See herumzulaufen und siehe da; die Trampelpfade um den See sind beinahe menschenleer. (Dieser Trick sollte uns noch einige Male helfen, denn anscheinend laufen viele Leute nicht sehr gerne. ;-)) Und so laufen wir und laufen direkt an den zweiten UND dritten See (Mirror Lake & Lake Agnes), die beide mindestens genau so viel zu bieten haben aber bei weitem nicht so viele Menschenmengen anströmen lassen.
Nach unserem kleinen Seen-Ausflug geht es weiter nach Banff, wo wir in einer holzig, düsteren aber trotzdem irgendwie heimeligen Bar (Magpie and Stump) höllisch gutes mexikanisches Essen serviert bekommen und den Abend verbringen. Mit vollem Magen und müde vom Erlebten machen wir uns auf den Nachhauseweg und da sehen wir ihn, unseren ersten Bären!
Sofort halten wir am Strassenrand an einer kleinen Einbuchtung und starren alle wie hypnotisiert auf den pelzigen Tollpatsch der am Waldrand in der Wiese nach essbarem sucht, ohne uns gross Beachtung zu schenken. Man kommt sich ein wenig vor wie im Zoo, nur das wir die eingesperrten Tiere sind und uns wird langsam bewusst, dass wir uns in ihrer Welt befinden und nicht umgekehrt. So vergeht eine halbe Stunde in der wir nur dahocken, mal mit, mal ohne Fotoapparat und dem Wollknäuel beim Abendessen zuschauen. Eine wunderbare Begegnung, die wir so schnell nicht mehr vergessen werden.
Und weiter geht’s auf dem IcefieldParkway, der quer durch die Nationalparks von Banff und Jasper führt. Unterwegs treffen wir auf eine Vielzahl von Schwarz- und Braunbären, Hirschen, Elchen, Streifenhörnchen und Murmeltieren, die sich scheinbar daran gewöhnt haben, dass Autos neben ihnen anhalten und Fotos gemacht werden. Wir fühlen uns wie in einem kitschigen Disney Film, mit den tapsigen Bären und den Vögelchen die zwitschern und beinahe wäre man versucht auszusteigen und den Bären zu knuddeln, wäre da nicht die harte Gewissheit das sowas eben nur in Animationsfilmen geht.
Ein weiteres Highlight unserer Reise durch Banff und Jasper war die Kanufahrt auf dem Maligne Lake. Obwohl mit 75 $ pro Stunde völlig überteuert, hat es sich gelohnt. Die Atmosphäre auf dem Wasser, fernab von allen Touristen ist nochmals eine ganz andere und auch die Fahrt zum Maligne Lake lohnt sich allemal, denn auch dort haben wir Bären und sogar ein Weisskopfadlernest mit Jungen gesehen (auf Mama und Papa warteten wir leider vergebens).
Am nicht weit entfernten Honeymoon Lake richteten wir unser Lager für die Nacht ein. Dank Windstille war die Oberfläche des Sees spiegelglatt, was für ein romantischer Anblick! (Am Honeymoon Lake, wer hätte das gedacht? ;-))
Nun heisst es gleich doppelt Abschied nehmen! Von Betti und Lars, deren Ferientage sich langsam dem Ende zuneigen und von den Nationalparks, denn wir ziehen weiter Richtung Norden auf dem geschichtsträchtigen Alaska Highway, mehr dazu dann im nächsten Beitrag.