Adios Mexico – Hello Belize! Nach fast 6 Monaten verlassen wir Mexico und fahren weiter nach Belize.
Mit Steuerschulden und neuer Batterie fahren wir also über die Grenze nach Belize, aber erst Papierkram. Wir halten auf dem Parkplatz des Immigrationsoffices von Belize und sind erst mal erstaunt, dass die Grenzbeamten Englisch mit uns sprechen, denn dies ist die offizielle Landessprache.
Die Einreise verläuft einwandfrei. Schnell kaufen wir noch eine Autoversicherung und los geht die Fahrt. Erster Stopp ist ein Gemüse- und Früchtestand am Strassenrand, dieses mussten wir wegen der Einfuhrbestimmungen in Mexiko lassen. Schon hier fällt uns auf, dass Belize um einiges teuer ist, als Mexico. Glücklich darüber, dass wir in Mexiko noch einen letzten Grosseinkauf gemacht haben, fahren wir zu unserem ersten Stellplatz, direkt an einem See und ein wahres Paradies für Ornithologen. Die Gastgeber begrüssen uns herzlich und bieten uns Cashew Früchte an, die sie eben frisch vom Baum gepflückt haben. Als wir ihr beichten, dass wir noch nie von Cashew Früchten gehört haben, sondern nur die gleichnamigen Nüsse kennen, erklärt sie uns, dass diese von einem und demselben Baum stammen. So mündet ein kurzer Smalltalk in einer ausgedehnten Schulung über die Verarbeitung von Cashew Nüssen. Den gesamten Prozess hier niederzuschreiben würde den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen, ich empfehle aber jedem, sich diese Kurzdokumentation anzuschauen:
Nach zwei Nächten Ruhe und Einsamkeit, die wir nach dem Batterie Desaster dringend gebraucht haben, fahren wir weiter nach Belize City. Auf dem Weg in die Stadt durchqueren wir einige zwielichtige Quartiere und sind froh, als wir endlich auf dem von Sicherheitspersonal bewachten Parkplatz des Radisson Blue Hotels ankommen. Dort packen wir unsere Siebensachen und verabschieden uns das erste Mal seit der Fortsetzung unserer Reise von Melvan. Weshalb? Wir gehen auf eine Insel! Caye Caulker liegt am zweitgrössten Riff der Welt und lockt somit jährlich tausende von Tauchern an. Nach einer Stunde Überfahrt mit dem Speedboot werden wir von unserem Gastgeber mit einem Golfcaddy abgeholt, denn Autos gibt es auf der Insel keine. Wir beziehen unser Zuhause für die nächsten Tage. Ein Tiny House mit Klimaanlage, Pool und Fahrrädern! Dieses übersteigt zwar unser Budget bei weitem, allerdings sind die Preise auf der Insel selbst für Schrottbuden so übertrieben hoch, dass wir der Meinung waren, wir legen lieber noch etwas drauf und bekommen dafür auch etwas Luxus.
Am nächsten Tag steht ein grosses Abenteuer vor der Tür – wir haben eine Schnorcheltour gebucht. Diese war der Hauptgrund für uns, auf die Insel zu kommen. Wir fahren mit dem Boot raus aufs offene Meer und erhalten die ersten Einführungen, sollten wir Seekühe sichten, welche es um die Jahreszeit in diese warmen Gewässer zieht, muss alles sehr schnell gehen, deshalb haben wir unsere Flossen und Schnorchel bereits montiert. Wir halten Ausschau und plötzlich gibt uns unser Captain das Kommando, ins Wasser zu springen. Er zeigt uns die Richtung an, ich welche wir hinschwimmen sollen. Zuerst sehen wir nur türkisblaues Wasser und dann plötzlich sind zwei Manatees vor uns, wie aus dem Nichts. Wir können es kaum glauben! Die tonnenschweren Tiere kuscheln sich aneinander und schweben im Wasser. Wir beobachten sie für eine Weile, bis sie sich entscheiden, weiterzuziehen.
Voller Begeisterung steigen wir zurück ins Boot. Dieser Ausflug hat sich schon jetzt gelohnt und es ist erst Vormittags. Beim nächsten Stopp halten wir näher am Riff und sehen Schildkröte, diverse Korallen und Fische. Etwas weiter schwimmen wir mit Nurse Shark und stehen Sting Rays. Auf dem Rückweg werden wir von der Crew dann auch noch mit Rumpunch und Conch Ceviche überrascht. Was für ein Abschluss eines ohnehin schon perfekten Tags!
Zurück auf dem Festland fahren wir weiter über den Hummingbird Highway nach Hopkins.
Das kleine Fischerdorf ist seit Generationen Heimat der Garifunas, einer kleinen Bevölkerungsgruppe, deren Herkunft auf zwei Sklavenschiffe, die in der Karibik Schiffbruch erlitten haben, zurückzuführen ist. Entsprechend sind viele afrikanische Einflüsse zu sehen. Wir übernachten bei einer netten Familie direkt am Strand.
Am nächsten Tag erkunden wir das kleine Dörfchen, probieren die lokale Küche aus und kaufen im Supermarkt ein. Uns fällt auf, dass alle Supermärkte in Belize ausschliesslich von Chinesen betrieben werden. Ein Mysterium, für das wir bis heute noch keine Erklärung haben.
Von Hopkins fahren wir weiter südlich nach Placencia. Dort wurde uns ein Stellplatz empfohlen. Und wieder Luxus pur. Wir können kostenlos bei einem Ressort stehen und alle Annehmlichkeiten inklusive Pool und Liegestühle benutzen. Die einzige Bedienung: Wir müssen eine Mahlzeit am Tag im Hotelrestaurant einnehmen. Nichts einfacher als das! Wir kosten den Pool, die bequemen Liegen und das schnelle Wifi in vollen Zügen aus.
Nach zwei Nächten wird uns dann aber dennoch ein wenig langweilig und wir sehnen uns nach Natur. Wir verabschieden uns vom netten Hotelpersonal und fahren zum Mayflower Nationalpark. Wir packen unseren Rucksack und wandern direkt los. Es ist extrem schwül und wir bereuen es schnell in der Mittagshitze losgelaufen zu sein. Nach einem steilen Aufstieg kommen wir endlich bei einem Wasserfall an, dessen Wasser sich in kleinen Pools in der Felswand sammelt. Wir hüpfen in eines der natürlichen Becken und geniessen die atemberaubende Aussicht.
Am Morgen früh läutet der Wecker und wir machen uns bereit für die grosse Rundwanderung Wanderung. Wir geben Israel, dem netten Parkranger kurz Bescheid, damit er weiss wo er uns suchen muss, sollten wir bis Sonnenuntergang nicht zurück sein. Ausgerüstet mit Wasser, Feldstecher und Mückenspray geht es los in den Dschungel. Wir wandern einen schmalen Pfad entlang und die Vegetation um uns herum wird immer dichter. Den Regen, der nach etwa einer Stunde einsetzt, spüren wir schon fast nicht mehr, so durchnässt sind unsere Klamotten schon von einem Gemisch aus Schweiss und Luftfeuchtigkeit. Dennoch lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und freuen uns riesig, als wir unterwegs auf ein Chamäleon, tausende von Schmetterlingen, Vögel und sogar eine Schlange treffen. Ungiftig, wie wir später von Israel erfahren. Nach 6 Stunden erreichen wir dann endlich den Campingplatz, nass und schlammig von Kopf bis Fuss. Nach zwei Nächten im Dschungel haben wir aber auch langsam genug von den tausenden Mückenstichen, die wir uns eingefangen haben und ziehen weiter. Heute steht ein Stopp der anderen Art auf dem Programm. Wir fahren zu Marie Sharp. Die nach der Gründerin benannte Firma stellt pikante Saucen her, die in den letzten Jahrzehnten Weltruhm erreicht haben. Wir haben eine Führung durch die Fabrik mit anschliessender Verkostung gebucht. Nachdem wir uns das obligatorische Haarnetz übergezogen und die Hände und Schuhe desinfiziert haben, treten wir in die Fabrikhalle ein. Der Geruch nach Habanero Chilli beisst uns in der Nase, als wir durch die verschiedenen Stationen geführt werden. Anschliessend landen wir im Showroom. Diesen Schritt hatten wir nicht wirklich einkalkuliert, denn als wir mit der Verkostung beginnen, ist es gerade mal 9 Uhr früh und wir haben noch nicht mal gefrühstückt. Dennoch probieren wir uns durch die verschiedenen Schärfegrade und Geschmäcker durch und verlassen danach mit ein wenig Sodbrennen das Gelände.
Mit ein paar neuen Hotsauces im Gepäck geht es weiter. Um das Brennen in unseren Mägen zu stillen, machen wir unterwegs noch Halt bei einer Kuhfarm die hausgemachtes Eis verkauft. Danach geht es weiter Richtung Mountain Pine Ridge Forest Reserve, wo wir planen, die nächsten Tage zu verbringen.
Nach einer deutlich kühleren Nacht als im Dschungel, inmitten von Pinienbäumen, fahren wir zu den Rio on Pools, einer Felsformation, in die der Fluss natürliche Buchten geformt hat. Der Weg dorthin ist steil und holprig und wir sind froh, als wir endlich ankommen. Schnell das Badetuch ausgebreitet, suchen wir uns einen der zahlreichen Pools aus und hüpfen in das angenehm kühle Wasser. Der perfekte Ort, um einen heissen Samstagnachmittag zu verbringen.
Gegen Abend geht es nochmals für eine Nacht zur Pine Ridge Loge zurück, wo die zweijährige Tochter des Besitzers uns bis zum Nachtessen unterhält (es gibt Pizza!) und fallen danach müde ins Bett.
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von der netten Familie und fahren zum Big Rock Wasserfall. Wieder ein Badetag, diesmal jedoch ein wenig actionreicher. Die Becken sind hier etwas tiefer und die Strömung stärker. Wir schwimmen um die Wette gegen den Strom, springen von den Felswänden links und rechts und sonnen uns noch ein wenig, bevor wir wieder losmüssen, denn unser nächster Halt, San Ignazio, ist noch einige Kilometer entfernt.
In San Ignazio finden wir einen Campground, der am Rand des Städtchens ist. Wir besuchen den Markt, kaufen frisches Gemüse und Obst, bringen unsere Wäsche zu einer Lavanderia und bereiten den Grenzübertritt vor. Denn diese ist nicht weit von hier entfernt und San Ignazio somit unser letzter Halt in Belize.
Bevor wir aber über die Grenze fahren, möchten wir noch die Ruinen Xunantunich anschauen. Früh morgens geht es mit der Handkurbelfähre über den Fluss zu den Ruinen. Es ist die erste Ausgrabungsstätte seit langem und wir freuen uns richtig, uns wieder mal gedanklich in vergangene Zeiten zurückzuversetzen.
Nach unserer kleinen Exkursion fahren wir zurück zum Stellplatz und ich (Livia) hole die Wäsche aus der Lavanderia ab. Schon beim Rückweg bemerke ich lauter kleine Flocken, die vom Himmel fallen. Sieht aus wie Schnee, kann es bei diesen Temperaturen aber kaum sein. Desto näher ich unserem Campingplatz komme, wird die Luft immer schlechter und nebliger. Als ich dann beim um die Ecke biege, sehe ich, wie Mattia und andere Männer versuchen, ein brennendes Kornfeld zu löschen, welches dem Grundstück bedrohlich nahe kommt. Zum Glück trifft die Feuerwehr nur wenige Minuten später ein und kann das Feuer relativ schnell löschen. Froh darüber, dass die Flammen uns nicht erreicht haben, geniessen wir unseren letzten Abend in Belize.
Lange war Belize gar nicht auf unserem Radar und wir hätten das Land auch fast ausgelassen. Umso glücklicher sind wir, dass wir den kleinen Staat trotzdem bereist haben. Das karibische Flair, gemischt mit der entspannten Art der Bewohner und die Möglichkeit, uns endlich wieder mal auf Englisch verständigen zu können, machen diesen Ort für uns zu etwas ganz Besonderem.