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Chiapas

Chiapas wird uns für immer als die unberührte Schönheit Mexikos in Erinnerung bleiben. Das glasklare Wasser der Seen, das satte Grün der Wälder und die vielfallt der Tiere, die wir hier zum ersten Mal in unserem Leben gesehen haben sind einfach unbeschreiblich. ¡Chiapas te amo!


Ein bisschen mulmig ist uns schon, als wir die Grenze zu Chiapas überqueren. Der Bundesstaat gehört zu den ärmsten Mexikos und wird in weiten Teilen von den Zapatistas, einer kommunistischen Organisation, die sich gegen die mexikanische Regierung auflehnt, kontrolliert. Zwar liegen die letzten bewaffneten Ausschreitungen einige Jahrzehnte zurück, man hört aber immer wieder von Entführungen und Überfällen in dem Gebiet.

Wir halten uns an die Touristenpfade. Der erste Stopp ist der Sumidero Canyon. Wir buchen eine Bootstour für den nächsten Morgen und da es schon spät ist dürfen wir auch gleich auf dem Parkplatz des Veranstalters übernachten. Um 7 Uhr geht es los. Wir fahren Stromaufwärts und begegnen unterwegs vielen Krokodilen, Affen und unzähligen Arten von Vögeln. Links und rechts von uns ragen die Felswände teilweise über 1'000 Meter in die Lüfte. Ein wahrhaftiges Naturspektakel, einzig das überfüllte Boot und der fotografische Übereifer der Insassen verdirbt die Stimmung ein wenig.

Weiter geht es nach San Cristobal de las Casas. Mit 10km/h schleichen wir in der Schlange hinter einem LKW den einspurigen Highway steil nach oben, was uns aber wenig ausmacht, denn wir haben einen unterhaltsamen Podcast in den Ohren und das gute Gefühl, mal nicht das langsamste Auto auf der Strasse zu sein.

In San Cristobal angekommen, müssen wir das erste Mal seit langen wieder die Winterjacken hervorholen. Dennoch gefällt uns die Stadt richtig gut. Die Stimmung ist durch die niedrigeren Temperaturen und die vielen Nadelbäume ganz anders, als wir sie in anderen Kolonialstädten Mexikos kennengelernt hatten. Wir wissen schon von Beginn an; hier werden wir eine Weile bleiben. Wie uns scheint es auch vielen anderen zu gehen. Immer wieder laufen wir Leuten auf der Strasse über den Weg, denen wir auf unserer Reise teilweise vor Monaten schon mal begegnet sind. Wir verabreden uns immer wieder zu gemeinsamen Abendessen, Drinks und haben sogar das Glück, dass ein Jazz Festival stattfindet, das wir uns selbstverständlich auch nicht entgehen lassen.

Zwei Wochen verstreichen, bis wir uns von diesem wunderbaren Ort losreisen können. Mit dem Wissen, dass noch viele Abenteuer auf uns warten, fahren wir dennoch voller Reiselust weiter. Wir haben uns entschieden, statt der direkten Strecke von San Cristobal nach Palenque einen Umweg entlang der Grenze zu Guatemala zu fahren. Einerseits umfahren wir so die Strecke, auf der die meisten Zwischenfälle mit den Zapatistas gemeldet werden, andererseits verirren sich hierher nur wenige Touristen.

Die Pullover verstauen wir schnell wieder, als wir bei El Chiflon ankommen. Der Wasserfall befindet sich mitten im Dschungel, das Klima entsprechend schwül. In Wanderschuhen und Badehose laufen wir dem leuchtend blauen Fluss entlang. Das Dröhnen des Wasserfalls wird mit jedem Schritt den wir ihm entgegenkommen lauter, bis wir dann vor dem Ungetüm stehen. 120 Meter stürzt das Wasser in die Tiefe und die Aussicht von oben ist einfach nur atemberaubend. Nach dem anstrengenden Aufstieg gönnen wir uns unten angekommen erst mal eine Abkühlung im überraschend kalten Wasser.

Als wir in Lagos de Colon, unserer nächsten Destination, ankommen, sind wir etwas verwirrt. Die Infrastruktur des Dörfchens mit seinen Picknick-Bänken, Info-Centers und zahlreichen Hotels ist eindeutig auf den Tourismus ausgelegt. Nur sind da keine. In den 15 Minuten, die wir durch das Dorf kurven, weil wir unseren Campingplatz nicht auf Anhieb finden, sind wir die einzigen Ausländer weit und breit. Uns soll’s recht sein. Unser Übernachtungsplatz ist zu unserer Begeisterung direkt an einem der natürlichen Pools, die im und um das ganze Dorf verteilt sind. Das Wasser ist so klar, dass wir auch an tieferen Stellen ohne Probleme bis zum Grund schauen können. Ein weiterer perfekter Badi-Tag.

Nach zwei Nächten fahren wir nach Tzisaco weiter. Wir finden einen schönen Stellplatz direkt am See. Wir packen unseren Rucksack und machen eine kleiner Wanderung zur Landesgrenze von Guatemala. Für einige Minuten befinden wir uns tatsächlich in Guatemala aber bevor es dann für uns wirklich nach Guatemala geht, dauert es noch einige Monate. Zum Schluss gibt es noch ein kühles Bier von Guatemala. Nach einer eher kühlen Nacht, machen wir am nächsten Tag eine 5- Seen Wanderung. Bevor es für uns weiter Richtung Osten weiter geht fahren wir noch spontan zu den Chinkultic Pyramiden, welche wir ganz alleine entdecken können .

Neuer Tag, neuer Wasserfall. Um zu den Cascadas las Nubes zu gelangen, fahren wir erst mal eine Stunde schlecht präparierte Schotterpiste. Belohnt werden wir aber allemal. Einige hundert Meter aufwärts des tobenden Wasserfalls ist der Fluss erstaunlich ruhig und es gibt sogar einige Buchten in denen wir baden können ohne zu befürchten, von der Strömung mitgetragen zu werden. Als wir zwei Bäume finden, an denen wir unsere Hängematten so befestigen können, dass wir gemütlich über dem Wasser baumeln, ist das dann auch das Ende eines weiteren wunderschönen Tages.

Immer nur faul rumhängen geht nicht. Wir brauchen auch mal ein wenig Bewegung. Was bietet sich da besser an als eine Maya Ruine mitten im Dschungel?

Wie am Abend zuvor verabredet treffen wir unseren Captain um 7 Uhr am Bootssteg und fahren auch gleich los. In seinem kleinen Fischerboot geht es eine Stunde Flussaufwärts. Der Fluss Usumacinta, welcher zum Teil auch die Grenze zwischen Mexiko und Guatemala ist, ist nämlich der einzige Zugang zu den Ruinen. Strassen gibt es keine. So verwundert es nicht, dass wir wieder mal die einzigen sind. Wir klettern die steilen Treppen zu den Tempeln hoch, bestaunen die kunstvoll gefertigten Artefakte umgeben von Vogelgezwitscher und Affengebrüll. Wir fühlen uns wie Indiana Jones.

Wer dachte, wir hätten langsam genug von Wasserfällen gehabt, hat sich geirrt. Wir werden gerade erst warm. Die Becken des Roberto Barrios Wasserfall, welchen wir als nächstes ansteuern, erstrecken sich über mehrere Terrassen und laufen über Kanäle immer wieder auseinander und zusammen, was quasi einen natürlichen Freizeitpark mit Rutschen und Plattformen bildet, von denen man springen kann. Wir tollen erst etwas herum und entdecken dann ein Sprudelbecken, in dem wir biertrinkend den Nachmittag ausklingen lassen.

Nach unserem keinen Umweg, der uns mehrere Tage gekostet hat, kommen wir in Palenque an. Die Stadt kommt uns nach so viel Natur riesig, schmutzig und viel zu hektisch vor. Glücklicherweise finden wir einen Campingplatz etwas ausserhalb und gleich vor dem Eingang zu den Ruinen. Am morgen sind wir somit auch die ersten, die vor den Toren der Anlage stehen. Zum Glück, denn anders als die letzten Tage ist hier wieder Massentourismus angesagt. Die ersten Reisegruppen verteilen sich aber im weitläufigen Gelände relativ schnell, und so kommen wir doch noch dazu, die mystische Stimmung mit den Ruinen im Nebel zu geniessen.

Gottseidank steht nach so viel Hektik wieder ein Wasserfall auf dem Programm. Agua Azul ist zwar ebenfalls touristisch, dennoch geniessen wir das kühle Nass. Wir sitzen den ganzen Nachmittag in den blauen Becken und schmieden Pläne für die nächsten Tage, denn bald es weiter zum Bundesstaat Campeche, aber mehr dazu im nächsten Beitrag.


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